PFAS werden von verschiedenen Institutionen wie der European Food Safety Authority (EFSA) seit Jahren aufmerksam beobachtet.
„Neu ist, dass seit 1. Januar 2023 erstmalig Höchstgehalte für bestimmte PFAS in Kraft getreten sind.“, sagt Nicola Ackermann von SGS INSTITUT FRESENIUS.
Wieso ist es für die Lebensmittelbranche entscheidend, sich jetzt mit dem Thema auseinanderzusetzen?
„Um das PFAS-Risiko für die eigene Lebensmittelproduktion einschätzen zu können, ist es entscheidend die Eintragungswege zu kennen und bewerten zu können. Daher sprechen wir auch über Standortrisiken.“, erklärt Nicola Ackermann weiter.
Was sind PFAS?
Per- und Polyfluorierte Verbindungen sind organische Substanzen bei denen Wasserstoffatome durch Fluoratome ersetzt worden sind. Als Industriechemikalien mit speziellen Eigenschaften werden sie bei zahlreichen Anwendungen eingesetzt. In der Textilindustrie, aber auch bei der Herstellung von Papierverpackungen für Lebensmittel sowie bei Druckfarben für Zeitschriften werden PFAS aufgrund ihrer wasserabweisenden Eigenschaften verwendet. Weitere Anwendungen gibt es in der Metall- und Fotoindustrie sowie bei Feuerlöschschäumen und Kältemitteln.
PFAS sind sehr stabile Verbindungen und werden aus diesem Grund in der Umwelt nicht abgebaut. Sie gelangen durch verschiedenste Eintragswege in die Umwelt, wo sie natürlicherweise nicht vorkommen und reichern sich dort an. Es gibt ca. 10 000 verschiedene Einzelsubstanzen, was die Regulierung und Festsetzung von Grenzwerten sehr schwer macht. In der Vergangenheit wurden häufig nur die beiden Leitsubstanzen Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) betrachtet. Doch es rücken auch zunehmend weitere Substanzen in den Fokus.
Wo kommen PFAS vor?
Aufgrund ihrer Eigenschaften werden PFAS in einer Vielzahl von Konsumgütern eingesetzt. Daneben findet man sie auch in Löschschäumen und sie sind Teil von Industrieprozessen. Durch den Einsatz von PFAS in Druckfarben und Papierverpackungen, wird eine Migration aus Verpackungsmaterialien in Lebensmittel, insbesondere vor dem Hintergrund der vermehrten Verwendung von Rezyklaten, immer stärker diskutiert. Die Studienlage diesbezüglich stellt sich allerdings noch als sehr lückenhaft dar.
Klar ist, dass PFAS sehr stabil sind. Sie reichern sich in der Umwelt an. Bodenflächen und Wasserwege sind daher besonders gefährdet. Gelangen die Chemikalien ins Grundwasser, werden auch Trinkwasser, pflanzliche landwirtschaftliche Erzeugnisse, sowie Fischkulturen belastet. Im Weiteren können durch PFAS belastete Futtermittel auch tierische Lebensmittel wie Milch und Fleisch kontaminiert werden.
Welche Regulierungen gelten für PFAS?
1. Trinkwasser:
In der neuen europäischen Trinkwasser Richtlinie 2020/2184 vom Dezember 2020 werden erstmals Grenzwerte für PFAS definiert. Es gilt ein Grenzwert für die Summe von 20 per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen von 0,1 μg/l. Dieser Grenzwert wurde im Januar 2023 in die neue Trinkwasserverordnung überführt.
Darüber hinaus soll in Deutschland ein strengerer Grenzwert von 0,02 μg/l für die Substanzen PFOA, PFOS, PFNA und PFHxS eingeführt werden.
Ferner ist in der europäischen Trinkwasser Richtlinie ein Parameterwert von 0,50 μg/l für die Gesamtheit der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen definiert. Dieser gilt allerdings erst, sobald technische Leitlinien für die Überwachung des Parameters erstellt wurden, da eine Messung aller PFAS derzeit technisch noch nicht möglich ist.
2. Lebensmittel:
Die EFSA hat im September 2020 eine Neubewertung der gesundheitlichen Risiken vorgenommen und eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) von 4,4 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Woche für die Summe der folgenden vier PFAS festgelegt:
- Perfluoroctansulfonsäure (PFOS)
- Perfluoroctansäure (PFOA)
- Perfluornonansäure (PFNA)
- Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS)
Dieser Reduzierung des TWI folgten entsprechende gesetzliche Änderungen:
Mit der Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 hinsichtlich der Höchstgehalte an Perfluoralkylsubstanzen in bestimmten Lebensmitteln gelten ab 1. Januar 2023 Grenzwerte für tierische Lebensmittel (Eier, Muskelfleisch von Fisch, Fleisch und genießbare Schlachtnebenerzeugnisse).
Darüber hinaus gibt es eine Empfehlung (EU) 2022/1431 zur Überwachung von Perfluoralkylsubstanzen in Lebensmitteln. Ziel des Monitorings ist es, repräsentative Daten mit niedrigen Bestimmungsgrenzen bis zu 0,001 µg/kg zu erheben und Grenzwerte abzuleiten. Ferner sind Richtwerte genannt, bei deren Überschreitung eine weitergehende Untersuchung der Ursachen der Kontamination durchgeführt werden soll. Diese Richtwerte betreffen:
- Obst, Gemüse (außer Wildpilze),
- stärkehaltige Wurzeln und Knollen
- Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder, die als verzehrfertig verkauft werden
- Wildpilze
- Milch
- Beikost
3. Getränke
Für Mineralwasser ist ein Grenzwert im Rahmen der Anpassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung geplant. Grenz- oder Richtwerte für zusammengesetzte Lebensmittel und weitere Getränke liegen bislang nicht vor. Im Hinblick auf Befunde können jedoch die Richt- und Grenzwerte der Rohwaren herangezogen werden. Insbesondere Trink- und Prozesswässer mit erhöhten PFAS Gehalten können zu Befunden in Getränken führen.
Wie kann ich den Eintrag von PFAS reduzieren oder vermeiden?
Da PFAS als Umweltkontaminanten auftreten, gestaltet sich eine gezielte Reduktion schwierig. Zunächst sollte das jeweilige Standortrisiko ermittelt werden. PFAS treten in höheren Konzentrationen dort auf, wo Schadensfälle aufgetreten sind. Risikofaktoren stellen insbesondere Flughäfen und die Chemie-, Papier- und Textilindustrie dar. Darüber hinaus ist eine Reduktion von PFAS im Trinkwasser mittels Umkehrosmose, Ionenaustausch oder Aktivkohle denkbar.
Ein Monitoring der eingesetzten Rohstoffe hilft, die potenziellen Eintragswege in das Fertigprodukt zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Wie kann SGS Sie unterstützen?
SGS hat jahrelange Erfahrung in der Analytik von PFAS in Wasser und Lebensmitteln. Etwa 100 verschiedene Substanzen können mit niedrigen Bestimmungsgrenzen untersucht werden. Vor dem Hintergrund der neuen Anforderungen beraten wir Sie gerne bei allen Fragestellungen rund um das Thema Analytik, Gesetzgebung und Vermeidung.
Durch verbesserte Messverfahren bieten wir Ihnen in Abhängigkeit der Matrix ab 2023 niedrigste Bestimmungsgrenzen bis zu 0,001 µg/kg an.
Nehmen Sie noch heute Kontakt mit uns auf, um Ihre Anforderungen rund um PFAS zu besprechen.
Über SGS
Wir sind SGS - das weltweit führende Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsunternehmen. Mit unseren 99.600 Mitarbeitenden betreiben wir ein Netzwerk aus 2.600 Büros und Laboren auf der ganzen Welt.